Saturnia Quellen – Ein nächtliches Abenteuer in der Toskana: Instagram vs. Realität
Vorab – Was dich erwartet:
Wir alle kennen es – die wunderschönen, perfekt inszenierten Bilder auf Instagram, die uns zum Träumen bringen. Und genau so bin ich auf die Saturnia Thermalquellen gestoßen. Reise-Influencer schwärmten von der Magie dieses Ortes, mit Bildern, die so surreal & friedlich wirkten, als könnte man dort allein mit den Elementen verschmelzen. Doch wie so oft zeigt sich die Realität etwas anders, vor allem, wenn man sich in die Fluten der Instagram-gehypten Reiseziele stürzt. Hier nehme ich dich mit auf meine ganz persönliche Reise, auf der ich einiges über die Schönheit, aber auch über die Schattenseiten dieser Influencer-Orte gelernt habe.
Toskana: 13 km Wanderung & dann abends nochmal los?!
Unser Roadtrip durch Italien hatte bereits ziemlich intensiv begonnen. Nachdem wir uns an einem Tag in der Toskana mit einer 13 km langen Wanderung durch die hügelige Landschaft ausgepowert hatten, hätten wir uns eigentlich ein gemütliches Abendessen & einen guten Wein verdient. Aber nein – wir hatten Größeres vor. Denn in meinem Kopf schwebten schon die perfekten Instagram-Bilder von den Saturnia-Quellen, die ich am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang knipsen wollte.
Also was macht man? Genau, man packt das Kind (ja, wir haben das Abenteuer auch noch mit unserer zweijährigen Tochter gewagt) & fährt abends drei Stunden durch die toskanischen Berge. Keine Autobahn weit & breit, nur Serpentinen, Berge & kleine italienische Dörfer. Dass es mittlerweile stockfinster war, machte die Sache nicht einfacher, aber hej – alles für das perfekte Bild!
Ankunft in Saturnia – Camping um Mitternacht? Kein Problem!
Der kleine Ort Saturnia liegt tief unten in einem Tal – das bedeutet, noch mehr Serpentinen! Im Dunkeln glitzert der Ort wunderschön, aber zu diesem Zeitpunkt war ich so fertig von der Fahrt, dass ich vor allem daran dachte, wo wir bloß parken sollten, ohne morgens ein Knöllchen auf der Windschutzscheibe zu haben. Denn Saturnia hat da so seine Tücken: Übernachten auf dem Parkplatz? Nope! Hohe Geldstrafen lassen grüßen.
Doch glücklicherweise fanden wir spätabends noch einen Campingplatz. Der Campingplatz war praktisch leer & trotz der späten Stunde konnten wir ohne Probleme einchecken. Schnell die Sachen gepackt, den Gehweg für den nächsten Morgen geprüft & Wecker auf 4:30 Uhr gestellt – der frühe Vogel fängt ja bekanntlich das Foto, oder so.
Der Instagram-Traum – Oder: Um 4:30 Uhr aufstehen für… ja, was eigentlich?
Am nächsten Morgen – oder sollte ich sagen mitten in der Nacht – klingelte der Wecker. 4:30 Uhr! So früh war ich das letzte Mal bei meiner Abschlussprüfung aufgestanden, aber gut. Meine Vision vom menschenleeren Thermalbad bei Sonnenaufgang war so fest in meinem Kopf, dass ich alle Zweifel beiseite schob. Ich war motiviert! Schnell gefrühstückt, Tochter gepackt & dann ging es los – im Dunkeln 20 Minuten zu Fuß Richtung Quellen.
Eine Sache vorweg: Es war verdammt kalt! Im Kopf hatte ich mich schon bei 30 Grad im warmen Wasser schweben sehen, aber die Realität schlug mir mit eiskalten Temperaturen ins Gesicht. Trotzdem: Augen zu & durch.
Der Moment der Wahrheit – Saturnia im Morgengrauen
Als wir bei den Quellen ankamen, war es tatsächlich noch fast dunkel & der Sonnenaufgang war in vollem Gange. Meine ersten Gedanken: „Wow, das ist wirklich wunderschön!“ Die dampfenden Quellen sahen magisch aus & das warme Wasser versprach Erholung pur. Doch dann kam der zweite Blick.
Die Thermalquellen in Saturnia bei Sonnenaufgang im September 2021
Instagram hatte mir ein Bild von völliger Einsamkeit & Ruhe verkauft – doch stattdessen: Menschen. Überall Menschen. In den Becken, am Rand, auf den Steinen. Ich schaute mich um & dachte: „Sind die alle auch um 4:30 Uhr aufgestanden, oder sind das Zeitreisende?“ Doch die Massen von Menschen hatten mich überrascht. Es war 6:00 Uhr morgens & es wurde von Minute zu Minute voller. Das Bild der Einsamkeit? Naja, eher „Ameisenhaufen im Thermalbad“.
Ein Wunder der Natur (mit vielen Menschen)
Trotz der Überraschung über die Menschenmengen – die Quellen sind ein Naturwunder. Das warme Wasser, das aus den Tiefen der Erde sprudelt, hat eine konstante Temperatur von etwa 37,5°C & ist wirklich wohltuend, vor allem nach einer eiskalten Wanderung im Morgengrauen. Die Quellen riechen leicht nach Schwefel, aber das gehört irgendwie dazu. Ein Wellness-Feeling der besonderen Art – zumindest wenn man sich den Platz mit etlichen anderen Frühaufstehern teilt.
Von der Hauptstraße aus ahnt man nicht, welches Naturwunder hier verborgen liegt.
Ein kleiner Tipp am Rande: Wenn du es lieber etwas ruhiger magst, gibt es in der Umgebung kleinere Zuflüsse & Gräben, die ebenfalls warmes Thermalwasser führen. Dort kann man abseits der Massen ein entspannendes Bad nehmen. Aber für Instagram mag das dann vielleicht nicht mehr ganz so fotogen sein.
Der Rückweg – Ein unvergesslicher Anblick
Nach dem Bad & dem erfolgreichen Sonnenaufgangsfoto wurde es uns langsam zu voll & so machten wir uns zurück auf den Weg zum Campingplatz. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass wir mittlerweile komplett durchgefroren waren, aber der Rückweg schien noch kälter als der Hinweg. Unsere Tochter schlotterte regelrecht & wir waren froh, als wir endlich im warmen Wohnmobil ankamen.
Doch was mich wirklich bis heute nicht loslässt, war der Anblick auf dem Rückweg am Nachmittag. Wir mussten wieder die Serpentinen zurückfahren & sahen auf die Quellen hinab. Und was wir sahen, werde ich nie vergessen: Es sah aus wie ein Ameisennest! Dutzende Menschen, die sich dicht an dicht in den Becken tummelten. Was für ein surrealer Anblick – und eine gute Erinnerung daran, dass Instagram & Realität manchmal sehr, sehr weit auseinanderliegen.
Fazit – Saturnia: Lohnt es sich?
Trotz allem: Saturnia ist ein atemberaubender Ort & das Baden in den natürlichen Thermalquellen ist wirklich eine besondere Erfahrung. Wer früh aufsteht, kann zumindest die ersten Stunden in relativer Ruhe genießen. Und wenn du keine Lust auf Menschenmassen hast, gibt es immer noch die kleinen Flüsse & Gräben als Rückzugsort. Aber sei dir bewusst: Die perfekten Instagram-Bilder, die Einsamkeit & Ruhe suggerieren, sind meist weit entfernt von der Realität.
Und ganz ehrlich: Es war zwar nicht alles perfekt, aber genau solche Erfahrungen machen das Reisen doch erst so richtig spannend, oder?